Filmtipp: Alphabet - Angst oder Liebe
Alphabet - Angst oder Liebe
98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%.
Story
Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wird durch
krisenhafte Entwicklungen zunehmend in Frage gestellt und eine Antwort ist
nicht in Sicht. Die politischen und wirtschaftlich Mächtigen wurden zum
Großteil an den besten Schulen und Universitäten ausgebildet. Ihre Ratlosigkeit
ist deutlich zu spüren und an die Stelle einer langfristigen Perspektive ist
kurzatmiger Aktionismus getreten.
Mit erschreckender Deutlichkeit wird nun sichtbar, dass uns
die Grenzen unseres Denkens von Kindheit an zu eng gesteckt wurden. Egal,
welche Schule wir besucht haben, bewegen wir uns in Denkmustern, die aus der
Frühzeit der Industrialisierung stammen, als es darum ging, die Menschen zu gut
funktionierenden Rädchen einer arbeitsteiligen Produktionsgesellschaft
auszubilden. Die Lehrinhalte haben sich seither stark verändert und die Schule
ist auch kein Ort des autoritären Drills mehr. Doch die Fixierung auf normierte
Standards beherrscht den Unterricht mehr denn je.
Denn neuerdings weht an den Schulen ein rauer Wind.
„Leistung“ als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist weltweit zum
unerbittlichen Maß aller Dinge geworden. Doch die einseitige Ausrichtung auf
technokratische Lernziele und auf die fehlerfreie Wiedergabe isolierter
Wissensinhalte lässt genau jene spielerische Kreativität verkümmern, die uns
helfen könnte, ohne Angst vor dem Scheitern nach neuen Lösungen zu suchen.
Erwin Wagenhofer begreift das Thema „Bildung“ sehr viel
umfassender und radikaler, als dies üblicherweise geschieht. Fast alle
Bildungsdiskussionen sind darauf verkürzt, in einem von Konkurrenzdenken
geprägten Umfeld jene Schulform zu propagieren, in der die Schüler die beste
Performance erbringen. Wagenhofer hingegen begibt sich auf die Suche nach den
Denkstrukturen, die dahinter stecken. Was wir lernen, prägt unseren
Wissensvorrat, aber wie wir lernen, prägt unser Denken.
Nach WE FEED THE WORLD und LETS MAKE MONEY ist ALPHABET der
abschließende Teil einer Trilogie, der die Themen der beiden vorherigen Filme
nochmals aufgreift und wie in einem Brennglas bündelt.
ALPHABET ist Erwin Wagenhofers bisher radikalster Film.